Für mich endet das Jahr gefühlt in einer Woche, dann geht’s für mich nämlich auf unsere „Pura Vida & Yoga Reise“ nach Costa Rica. Eigentlich ein Grund zur Freude, käme da nicht noch der ganz normale Endjahreswahnsinn auf mich zu. Was steht nicht noch alles auf meiner To-do Liste bis zur Abreise. Zig Sachen, die ich noch erledigen möchte, nein „muss“, die unbedingt noch bis Ende des Jahres fertig gestellt werden müssen und eigentlich wollte ich ja noch dies und jenes und DAS wäre auch noch gut und habe ich eigentlich an die Weihnachtspost gedacht, ich bin ja dann nicht da und was ist eigentlich mit Sport für die Bikinifigur in einer Woche. Puhhh das ist schon alles ganz schön anstrengend und mühsam und dabei ist mir eigentlich manchmal nur danach die Decke über den Kopf zu ziehen, zu schlafen und mich von dem anstrengenden Jahr das hinter mir liegt auszuruhen. Das Grau und die Dunkelheit draußen leisten ihren ganz eigenen Beitrag zu meiner Unlust. Aber kann man sich das überhaupt noch gönnen? So einfach nichts tun? In einer Zeit in der immer höher, immer weiter, immer mehr das Motto ist? Verliert man nicht den Boden unter den Füßen, den Anschluss, wenn man da nicht mit macht? Und dann als Selbstständige…heißt das nicht selbst und ständig? Darf man sich da auch mal eine Pause gönnen? Und wollte ich mir nicht eigentlich mal das Wort „muss“ abgewöhnen?! Wie furchtbar, einmal darauf aufmerksam gemacht, fällt mir auf, dass es so gut wie in jedem Satz vorkommt. Mhmmm vielleicht ein neuer guter Vorsatz für 2018. Und schwups, schon befinde ich mich wieder mitten im Selbstoptimierungswahn!
Ja dieser Megatrend ist nämlich längst in allen Reihen angekommen. Aber können wir dieses Rennen überhaupt gewinnen? Sind wir jemals fertig optimiert? Und an was machen wir es fest unser Ziel erreicht zu haben? Und wer beurteilt das, wenn nicht wir selbst? Hört das jemals auf oder ist es vielleicht ein ewiger Kreislauf, sozusagen das weltberühmte Hamsterrad?
Selbstoptimierung und Ernährung
Gerade Themen wie Ernährung und Sport zählen zu den Top Selbstoptimierungsbereichen. Ich erlebe das täglich an meinen Klienten, meinen Freunden, meiner Familie, meinen Bekannten und natürlich auch an mir selbst. Ich würde lügen, würde ich sagen, dass ich nicht versuche mich selbst zu optimieren, dass ich mir keine Gedanken um mein Essen, mein Aussehen, meine Figur, meine Gesundheit mache.
Essen soll in meinen Augen Spaß machen. Natürlich achte ich darauf meinen Körper und Geist gesund zu ernähren, zu bewegen und Ausgleich zu schaffen. Sozusagen eine ausgeglichene Work-Life-Balance wie es so schön heißt. Ich liebe gutes Essen und ein Glas Wein dazu. Ich nasche gerne, aber achte hierbei darauf, was ich da esse. Es ist möglich Gesundheit & Genuss miteinander zu vereinen. Das sollte das Ziel sein. Bewusst und ohne Reue genießen, sich was Gutes tun und trotzdem auf sich selbst achten. Alles in einem gesunden Maß, ohne zu viel Verbissenheit, Verbot, Verzicht und Einschnitt in die Lebensqualität, denn nur so ist es gesund und nachhaltig. Deshalb "Iss bewusst" - nimm dein Essen bewusst wahr und genieße es, ohne daraus eine Religion oder ein Dogma zu machen.
Es ist wichtig und gesund sich immer wieder mal selber in Frage zu stellen und zu verbessern und für sich selbst und sein Wohl zu sorgen. Aber wenn Selbstoptimierung heißt, dass wir nicht mehr auf uns Acht geben und unsere eigenen Grenzen überschreiten, weil wir zu hart, zu perfektionistisch zu uns selbst sind und uns zu sehr über unsere Leistung und unser Äußeres definieren, dann schlägt die Selbstoptimierung für mich ins Negative um.
Natürlich ertappe ich mich trotz diesem Wissen selbst auch immer wieder dabei. Nicht nur bei der Ernährung oder dem Sport, sondern vor allen Dingen in der täglichen Arbeit und dem Alltag. Früher hatte ich eine Kollegin die in solchen Fällen immer fragte: „Hängt ein Menschenleben davon ab? Nein? Dann lass es los, hake es ab und mach es morgen!“ Jaaaa und sie hatte verdammt recht damit. Wozu?! Wozu schreibe ich mir Tag um Tag unschaffbare To-do Listen um als logische Konsequenz abends total deprimiert ins Bett zu gehen, weil ich meine gefühlte 100-Punkte Liste nicht geschafft habe. Und dann kommt eine spannende Frage auf: Würde ich das, was ich von mir selbst verlange, auch von anderen verlangen? Oder würde ich ihnen vielleicht gut zu reden und ihnen sagen, dass ihre Liste von vornherein viel zu lang wäre und es total ok ist Dinge auf morgen zu verschieben?!
Habe ich dich jetzt zum Denken angeregt? Erkennst du dich vielleicht in der einen oder anderen Situation wieder? Herzlich willkommen in der Welt der Selbstoptimierung :)
Und wenn ich eben vor meinem Abflug nicht mehr alles schaffe, so what?! Es wird mir nicht davon laufen, es wird auch nächstes Jahr noch da sein, ich bin mir sicher. Vielleicht sollten wir alle wieder lernen uns mehr so anzunehmen und zu lieben wie wir sind, mit all unseren Stärken und Schwächen, mit etwas mehr Gelassenheit, anstatt uns ständig verbessern zu wollen um uns selbst lieben zu können.
Das gesunde Maß macht den Unterschied
Ob Selbstoptimierung ins Positive oder Negative ausschlägt ist allein vom Maß abhängig. Ein gesundes Maß an Selbstoptimierung ist in meinen Augen die Freiheit sich selbst bestimmt um sich, sein eigenes Wohl, seinen Körper, seine Gesundheit und seinen Geist zu kümmern, sich zu fordern, aber nicht zu überfordern. Selbstoptimierung heißt auch mal einen Gang zurückzuschalten, auf sich Acht zu geben, bewusst zu leben, auf seine innere Stimme zu hören, mehr Gelassenheit an den Tag zu legen und auch mal faul sein zu können.
Wie das geht verrät uns Tina Röbel in ihrem nachfolgenden Artikel "Wie du ganz gelassen mehr erreichst". Sie ist Expertin für Karriere mit Sinn und begleitet Einzelpersonen bei der beruflichen Orientierung und Entscheidungsfindung. Als Trainerin arbeitet sie zu den Themen berufliche Orientierung, Visionsfindung und Zeitmanagement. Als Rednerin inspiriert sie mit Vorträgen rund um das gute Leben.
Wie du ganz gelassen mehr erreichst, Tina Röbel
Mit diesen sechs Schritten kannst du deine Zeit achtsam gestalten. Höre auf dich zu Sachen zu zwingen, zu denen du keine Lust hast oder für die dir die Energie fehlt. Auch beim Selbstmanagement dürfen wir auf Nachhaltigkeit setzen. Das war bislang anders. Bislang ging es darum, immer und zu jeder Zeit das Maximale aus uns selbst herauszuholen.
Egal ob du unfreiwillig im Hamsterrad gelandet bist oder es dir selbst gebaut hast, der Schlüssel zur Lösung ist derselbe. Du darfst. Alles. Was du willst.
Du darfst schlafen, du darfst gesund essen, du darfst Freunde treffen. Du darfst Zeit für deinen Partner und deine Familie haben. Du darfst dich auf das konzentrieren, was du gut kannst und was dir Freude bereitet. Es gibt nur eine einzige Voraussetzung. Diese Dinge sind dir wichtig genug, dass du die Verantwortung dafür übernimmst. Dein Leben ist wie ein Mobile. Wenn du an einer Stelle etwas veränderst, verändert sich die gesamte Balance.
Was ich sagen möchte ist. "Es ist möglich viel zu erreichen und all deinen Bedürfnissen gerecht zu werden." Langfristig gibt es auch keinen anderen Weg für ein zufriedenes Leben. Soweit die Theorie. Wie funktioniert achtsames Selbstmanagement in der Praxis? Mit Geduld. Wie alle wichtigen Veränderungen braucht der Wandel zum achtsamen Selbstmanagement Zeit. Du machst heute den ersten Schritt und morgen oder übermorgen den zweiten.
Sechs Schritte zu mehr Gelassenheit
1. Mit Ehrlichkeit. Du lernst dich selbst sehr gut kennen. Was brauchst du, damit es dir gut geht? Einmal pro Woche ein bisschen Sport oder dreimal die Woche auspowern. Freund treffen, wenn es gut in deinen Terminkalender passt oder für sie da sein, wenn sie dich brauchen.
2. Mit Selbstvertrauen. Nicht allen wird es gefallen, wenn du mehr auf dich achtest. Das ist okay so, lass dich davon nicht beeinflussen. Du kannst anfangen, indem du diese Woche einmal zu der Zeit aufhörst zu arbeiten, die für dich ganz persönlich am besten ist.
3. Mit Anderen. Es gibt Rahmenbedingungen, die auf den ersten Blick nicht veränderbar scheinen. Wer angestellt ist, hat vielleicht mehr Vorgaben als jemand der selbstständig ist. Was du nicht alleine beeinflussen kannst ,kannst du vielleicht mit anderen gemeinsam mit gestalten. Ein Beispiel dafür ist der Junge Verlagsmenschen e.V., in dem sich der Nachwuchs der Buch- und Medienbranche organisiert. Gemeinsam haben sie das Ziel der Branche mitzugestalten und sich für faire Arbeitsbedingungen einzusetzen.
4. Mit Sinn. Dein inneres Team wird sich dann auf die anstehenden Aufgaben einlassen, wenn du sie als sinnvol erlebst. Was würde z.B. dein innerer Weltverbesserer gerne tun?
5. Mit Achtsamkeit. Das heißt, indem du in jedem Moment merkst, wie es dir gerade geht. Was du gerade brauchst. Worauf du gerade Lust hast. Der beste Weg zu dir selbst ist, dich immer wieder auf deinen Atem zu konzentrieren. Einatmen. Ausatmen. Pause. Als Challenge könntest du zählen, wie oft du morgen bewusst deinen Atem wahrnimmst.
6. Mit Neugier. Wenn du etwas partout nicht machen möchtest, finde heraus warum. Nimm dir die Zeit gut in dich hinein zu hören. Was ist dir gerade wichtiger? Wie kannst du dir das gönnen? Gibt es eine Möglichkeit, das, was ansteht, so zu gestalten, dass es dir Freude bereitet?
Wenn du diese Schritte umsetzt, kannst du viel verändern. Achtsames Selbstmanagement verändert nicht nur dich. Es lädt dich auch dazu ein, deinen äußeren Rahmen so zu gestalten, dass du selbst gut mit dir umgehen kannst. Sei geduldig. Mit dir selbst und mit dem, was um dich herum ist.
Letztlich führt dich ein radikal achtsames Leben auch zu der Frage, wie du eine bessere Welt für alle Menschen mitgestalten kannst.
Dieser Artikel wurde auch hier veröffentlicht.
Tina Röbel bietet einen Workshop "Achtsames Selbstmanagement" an, der dich bei der Umsetzung unterstützt. Mehr über Tina, ihre Arbeit und weitere schöne Texte findet ihr auf ihrer Website: www.tinaroebel.de.
Was macht ihr für mehr Gelassenheit in eurem Leben? Schreibt mir eure ultimativen Tipps gerne in den Kommentaren!